Geomatik-Frühlingskolloquium: Petroglyphen in Saimaluu Tash, Kirgistan

Am Dienstag 27. März war Thomas Koblet von ESRI Schweiz am Institut Geomatik zu Gast und gab spannende Einblicke in seine Teilnahme an einem archäologischen Survey in Kirgisistan.
Für den studierten Geografen mit Passion für die Feldarbeit ergab sich im letzten Sommer unverhofft die Möglichkeit auf ein besonderes Abenteuer: Zusammen mit seinem Arbeitskollegen konnte er als Kartograf die Forschungen des Archäologen Christoph Baumer in Kirgisistan begleiten. Die Expedition war der Dokumentation und Kartierung der Petroglyphen in Saimaluu Tash gewidmet. In Saimaluu Tash finden sich noch heute abertausende gut erhaltener, in Felsblöcke und Geröll geritzte Zeichnungen – Petroglyphen – , die bis zu 4000 Jahre alt sind. Die gute Erhaltung ist unteranderem der Schneedecke zu verdanken, die das Tal im Naturschutzgebiet an der Grenze zu China für 10-11 Monate im Jahr bedeckt.





Thomas Koblet von ESRI Schweiz über seine Teilnahme an der Saimaluu Tash Expedition in Krigisistan
Diese Zeugnisse längst vergangener Zeiten konnten Koblet und sein Kollege nun mithilfe moderner Technik, wie z.B. der Kopplung eines Smartphones mit Collector for ArcGIS und einer GPS-Antennen präzise einmessen und systematisch digital dokumentieren. Eine Webapplikation ermöglicht bereits jetzt erste Einblicke in den gewonnenen Datenschatz: Über eine interaktive Karte kann zu jedem eingemessenen Fund ein Foto aufgerufen werden. Die fast unzähligen Petroglyphen zeigen ein breites Spektrum an Motiven: Von landwirtschaftlichen Pflug-Szenen, über Jagd- und Wildtiermotive, bis hin zu nicht ganz jugendfreien Darstellungen und solchen, die wohl kultische Handlungen wiedergeben, ist alles vertreten.

Petroglyphen in Saimaluu Tash, Kirgistan
Die Petroglyphen sind seltene Zeugnisse der Lebensweisen und Vorstellungen vergangener Kulturen in der Region. Die Bedeutung der Zeichnungen und ihrer Anordnung harrt aber einer substantiierten Interpretation. Das ist, was die Archäologen nun interessiert: Die detaillierte räumliche und motivische Erfassung der Petroglyphen ermöglicht erstmals umfassende Analysen der zeitlichen und räumlichen Verbreitung und Anordnung einzelner Motive und ihrem Zusammenspiel. Interessierte dürften also gespannt sein auf die Publikation seiner Studien, die der Archäologe und Expeditionsleiter Baumer noch dieses Jahr vorlegen möchte.